#2

Power to People -
Der Podcast

Dialog mit Theresa Gröninger

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Theresa und Frauke

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BestPolitics - Frauke Gottwald und Theresa Gröninger am Bundestag in Berlin

Man muss schon selbst mit anpacken, wenn man mitentscheiden will.

Man muss schon selbst mit anpacken, wenn man mitentscheiden will.

Theresa Gröninger und Frauke Gottwald, die beiden Gründerinnen von BestPolitics – der Plattform für innovative Parteiarbeit –, stellen sich vor und erzählen, warum sie sich für eine Parteimitgliedschaft entschieden haben, ob und wie sie sich engagieren und was sie verändern wollen.

Warum bist du politisch engagiert? Warum BestPolitics?

Theresa Gröninger ist seit über 10 Jahren Parteimitglied. Ein engagiertes. 2023 wurde sie in die Bremische Bürgerschaft gewählt. Warum sie für Wirtschafts- und Digitalpolitik brennt und auf der Suche nach dem richtigen Weg ist, Parteien zu modernisieren, das diskutiert sie mit Frauke Gottwald.

Frauke war mehrere Jahre bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Strategie und Marketing tätig, bevor sie in die Kreativbranche wechselte. Heute berät sie im Bereich der Politischen Kommunikation. Auch sie ist Mitglied einer Partei; wie Theresa gehört sie der CDU, der Christlich Demokratischen Union Deutschlands, an. Warum ihr Parteibuch in der Regel in der Schublade liegt, sie aber zugleich überzeugt ist, dass Parteien in unserer Gesellschaft und Demokratie eine wichtige Rolle spielen, zeigt sie im Gespräch mit Theresa auf.

 

Frauke: Theresa, du hast in deiner Jugend sehr viel Zeit mit Musik verbracht. Warum ist es die Politik und nicht die Musik geworden?

Theresa: Grundsätzlich sind Politik und Musik kein Widerspruch. In meiner Jugend habe ich in der Tat als begeisterte Klarinettistin viel Zeit beim Üben, in Orchesterproben oder auf dem Weg zu Auftritten verbracht. Nach meinem Bachelorstudium der Musikpädagogik war es Zeit für ein neues Kapitel: Ich wollte meine Zukunft, in der Musik nach wie vor eine große Rolle spielt, selbst in die Hand nehmen und dafür hat es mich in den Maschinenraum der Politik gezogen: Entschieden habe ich mich für die CDU. Hier, also in der Politik, geht es ja wie in der Musik auch um Bauch und Kopf, Emotionen, Harmonie, Improvisation, Lautstärke…

 

Frauke: Was hat dich politisiert?

Theresa: Die Tatsache, dass Menschen durch Entscheidungen und Diskurs das Leben von anderen Menschen massiv positiv - aber auch negativ - beeinflussen können. Und es treibt mich auch um, warum die Politik es nicht schafft, die Learnings aus der digitalen Welt, insbesondere aus neu entstandenen Geschäftsmodellen, die durch Digitalisierung ermöglicht werden, nicht auch in der Politik oder der Politik eine Rolle spielen. Spoiler: Learnings, die wir ja auch hier auf dieser Plattform analysieren und zugänglich machen wollen.

Und dann ist es einfach: Wer sich dauerhaft am Küchentisch beschwert, der muss irgendwann der Tatsache ins Auge blicken, dass sich so nichts verändern wird. Man muss selbst mit anpacken, wenn man mitentscheiden und mitgestalten will. 

 

Theresa: Würdest du sagen, dass du ein politischer Mensch bist? Wenn ja, warum?

Frauke: Oh ja. Bei uns lag halt immer der SPIEGEL daheim. Der wurde gelesen und dann viel mit meinem Vater am Küchentisch diskutiert; zum Beispiel, warum es Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwächeren Familien oft schwerer haben mit dem sogenannten „Aufstieg durch Bildung“. Für mich war recht früh klar, dass ich unsere Demokratie und die politischen Entscheidungsprozesse besser verstehen will – und daher habe ich mich für das Studium der Politikwissenschaft in Bonn entschieden. Heute weiß ich, dass die Theorie allein nicht reicht aber dabei hilft, manche vermeintlichen Versäumnisse, Zwänge, Vorgaben etc. zu erklären. Es geht aber darum aktiv selbst einzugreifen, wo andere nur motzen oder die vielleicht  auch umzustimmen.

Politik ist zäh, erfordert Sitzfleisch und man beginnt wirklich damit, Plakate zu kleben. Aber: Mitgehangen, mitgefangen.

Theresa Gröninger

Theresa: Wenn der Abend lang und die Weinflaschen leerer werden – über welches Thema diskutierst du am liebsten?

Frauke: Gesellschaftspolitik. Besonders spannend und beispielhaft für vieles finde ich den Wandel der Sprache und der Debattenkultur, Stichwort cancel culture und kulturelle Aneignung. Aber auch Fragen und Herausforderungen in Familien- und Bildungspolitik, zur Generationengerechtigkeit sowie Kultur und Medien. Während des Studiums aber auch heute noch komme ich am liebsten mit Freunden und Bekannten zusammen, die ganz unterschiedliche politische Meinungen haben. Denn harte aber respektvolle Diskussionen bringen einen immer weiter – und das Gegenüber könnte ja auch richtig liegen.

 

Frauke: Du bist lang und vielseitig ehrenamtlich tätig – wann sind die Mitgliedschaft und das aktive Engagement in der CDU dazu gekommen?

Theresa: Zum Studienstart in Bremen: Bremen gilt seit jeher im Volksmund als “linke Kaderschmiede” und neben meinem Musikstudium habe ich auch Politikwissenschaft studiert. Ich denke, dass wenn man sich den ganzen Tag inhaltlich, theoretisch und praktisch politikwissenschaftlich miteinander auseinandersetzt, dann wird der Sprung von der Theorie in die Praxis, hin zur Mitgliedschaft kurz. Ein Jahr später bin ich Stipendiatin der Konrad- Adenauer-Stiftung geworden – eine sehr gute Sache für alle, die Politik, Ehrenamt und persönliche Weiterentwicklung kombinieren wollen. So viel Werbung sei erlaubt; es gibt im Übrigen ja auch noch andere Förderwerke – wir sind auf unserer Plattform ja überparteilich unterwegs.

 

Frauke: Indeed, aber zunächst noch kurz zur CDU bzw. zur Parteipolitik: Welche Vorurteile sind bestätigt worden, was hat dich positiv überrascht? 

Theresa: Politik ist zäh, erfordert Sitzfleisch und man beginnt bei mindestens 3 Wahlkämpfen (Bürgerschaftswahl, Bundestagswahl, Europawahl) alle vier Jahre wirklich damit, Plakate zu kleben. Aber: Mitgehangen, mitgefangen.

Positiv überrascht hat mich damals, dass ich sehr positiv und mit offenen Armen aufgenommen worden bin. Ich konnte mich sofort in das Mitgestalten stürzen. Man kann Anträge schreiben, mitdiskutieren, Veranstaltungen organisieren und ja, auch schnell als Amtsträger echte Verantwortung übernehmen. 

Ich arbeite gerne für die Sache, bin Überzeugungstäterin - nicht aber, wenn das nicht gesehen wird.

Frauke Gottwald

Theresa: Aber die Frage, warum eben nicht mehr Menschen in die aktive Politik einsteigen, treibt mich um. Frauke, du führst ein Leben in der Nähe der aktiven Politik und bist vor allem ein politisch denkender Mensch. Warum bist du nie aktiv eingestiegen?

Frauke: Es gab bei mir keine Entscheidung für oder gegen das aktive Engagement in der Partei. Und ich denke, mit meinem Job bei der Konrad-Adenauer-Stiftung einen Beitrag geleistet zu haben. Ich hatte und habe über die vielen Projekte, Veranstaltungen und Kontakte immer das Gefühl, ganz nah dran sein zu dürfen. Auch jetzt bleibe ich im Hintergrund und berate politische Institutionen, NGOs, Einzelpersonen mit Mandat und vielleicht ja auch bald Parteien in Sachen Kommunikation.

 

Theresa: Gibt es deiner Erfahrung und Meinung nach denn Punkte, die von einer Parteimitgliedschaft abschrecken? 

Frauke: Ganz ehrlich, bei mir war es damals die Junge Union beziehungsweise die Art, wie sie sich mir präsentiert hat. Es liegt also ganz viel an Personen und Strukturen. Und das mag auch heute noch einer der Hauptgründe sein, warum ich nicht aktiv bin: Ich arbeite gerne für die Sache, bin Überzeugungstäterin, bringe mich mit meinen Fähigkeiten ein – nicht aber, wenn das nicht gesehen, wertgeschätzt oder aber von anderen für das persönliche Fortkommen genutzt wird. Und so geht es sicher vielen.

 

Frauke: Und wichtig ist mir bei meinem Tun – Achtung Buzzword 😉 – auch Selbstwirksamkeit etwas was du täglich lebst, aber nicht unbedingt das, was du mit deiner Arbeit für und in der Partei verbindest, oder?

Theresa: Ich habe mal kurz gegoogelt. Wikipedia sagt: “Selbstwirksamkeitserwartung … bezeichnet das Vertrauen einer Person, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen auch in Extremsituationen erfolgreich selbst ausführen zu können.”. Im politischen Alltag wird ständig abgewogen. Man hinterfragt sich selbst, man hinterfragt Andere, man hinterfragt gesagtes und man fragt das System: Ich denke, wenn man sich durch den politischen “Dschungel” manövrieren möchte, dann braucht man Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein und vor allem eine gute Reflexionsfähigkeit, um täglich über sich hinauszuwachsen. 

Ich will Treiber sein, um wirklich Wandel herbeizuführen.

Theresa Gröninger

Theresa: Gibt es auch positive Eindrücke, die du sammeln konntest?

Frauke: Klar gab und gibt es die. Immer wieder bin ich von der Motivation und der Beharrlichkeit Einzelner begeistert, die gute Ideen haben und sie auch umsetzen – und davon, dass diese leidenschaftlich politischen Menschen vermehrt gesehen und gefördert werden. Auch finde ich die Dynamik beeindruckend, wenn es Richtung Wahlkampf geht. Wenn jeder gebraucht wird und sich gebraucht fühlt, dann macht das was mit den Mitgliedern und denen, die es vielleicht noch werden wollen.

 

Frauke: Was hält dich in der Partei?

Theresa: Die Möglichkeit, meine Umwelt nach meinen Vorstellungen - in ständiger Abwägung mit der Partei und weiteren Stakeholdern - gestalten, besser und zukunftsfähiger zu machen. Politik neigt zu langsamen, einfachen Wegen: Ich will Treiber sein, um wirklich Wandel herbeizuführen. 

 

Theresa: Was müsste passieren, damit eine aktive Mitgliedschaft in einer Partei für dich attraktiver wird?

Frauke: Parteien müssten ein flexibleres Angebot machen, wie ich mich mit meiner ohnehin schon limitierten Zeit effektiver engagieren kann. Für mich passt es nicht mehr so richtig in unsere Zeit bzw. in unsere Arbeits- und Lebensrealitäten, dass man sich für einen Ortsverband entscheiden muss oder zugeordnet wird. Wenn da nun gar nichts los ist oder aber alles Neue abgeblockt wird, bleibe ich da nicht lang. Für mich sollte das Engagement in Parteien stärker sach- bzw. themenorientiert möglich sein – dann müsste die beste Idee gewinnen und die mutigste zumindest eine Chance bekommen.

 

Frauke: In Bremen gestaltest du als Mitglied der Bürgerschaft Politik und nimmst Einfluss darauf, wie die CDU sich in der Hansestadt aufstellt. In puncto Partei: Was macht ihr richtig, was können sich andere – auch Orts-, Bezirks- oder Landesverbände der CDU – abschauen und was würdest unbedingt anpacken, damit Parteiarbeit wieder attraktiver wird?

Theresa: Wir haben hier eine super Community und haben verstanden, dass das Wort “Stammtisch” kaum noch Menschen außerhalb der Partei-Bubble hinter dem Ofen hervorlockt. Aus diesem Grund probieren wir moderne Veranstaltungsformate zu wählen: Wir podcasten, diskutieren bei Youtube, probieren mit Kneipenformaten, wählen auch mal Speaker, die man bei der CDU erst auf den zweiten oder dritten Blick erwarten würde und reflektieren gelaufene Veranstaltungen immer anhand verschiedener Kriterien. Uns ist zum Beispiel wichtig, dass wir ständig auch Menschen außerhalb der politischen Blase ansprechen. 

Wir brauchen das Engagement der Jungen, aber in den Parteien.

Frauke Gottwald

Frauke: Fridays for Future, Letzte Generation – warum sollten die Jungen nicht nur auf die Straße, sondern in Parteien gehen?

Theresa: Weil sie in Parteien schneller Erfolge sehen würden, als durch Demonstrationen, Klebereien und Protestaktionen. Alleine die Menge der Menschen würde in Parteien und damit in der Realpolitik einen Unterschied machen. 

 

Theresa: Warum gründen sich deiner Meinung nach Vereinigungen wie Fridays for Future, Letzte Generation uvm. neben den Parteien, um politisch Einfluss zu nehmen?

Frauke: Ich denke, es ist leichter, sich zu einem Thema zu committen als sich mit komplexen Zusammenhängen und Abhängigkeiten auseinander setzen zu müssen. Wie du schon sagst, brauchen wir das Engagement aber in den Parteien – Kompromissfähigkeit vorausgesetzt.

 

Frauke: Was wäre dein Wunsch für unser Vorhaben BestPolitics?

Theresa: Ich möchte Menschen begeistern, in Parteien aktiv zu werden und nach dem Aktivierungsmoment Verantwortung zu übernehmen. Dabei unterstützen wir, indem wir einfach zeigen, wie es auch besser gehen kann.

 

Theresa: Und was wäre dein Wunsch für BestPolitics?

Frauke: Ich wünsche mir, dass wir über unsere Plattform tatsächlich sehr viele gute Beispiele und kreative Ideen teilen können – aller demokratischen Parteien. Wir alle dürfen und müssen mutiger sein. Do Best Politics!

Signee